Vom Zeichenstift zur Feder: Das illustrative Werk

Herma Kennels künstlerische Laufbahn begann mit der Buchillustration. Ihr erstes Kinderbuch, Krokodile machen keinen Handstand (1973, Franz Schneider Verlag), illustrierte sie selbst mit feinen Federzeichnungen. Es gelingt ihr meisterhaft, den Figuren mit klaren, reduzierten Strichen Charakter und Leben einzuhauchen.

Ein wunderbares Beispiel ist der versponnene Forscher Schlumpfbein:

der versponnene Forscher Schlumpfbein

Ebenso lebendig wirken die reizenden Kinder Thomas und Sabine:

die reizenden Kinder Thomas und Sabine oder

Oder die Szenerie der aufgeregt-ratlosen Bürger von Sonnenhausen:

die aufgeregt-ratlosen Bürger von Sonnenhausen

Der Erfolg setzte sich 1976 mit dem Kinderbuch Die Reise mit der Pfeffermaus fort, das ebenfalls im Franz Schneider Verlag erschien und beachtliche 33 Auflagen erreichte. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt den bezaubernden Illustrationen zu verdanken. Ob freche Maus oder ulkige Frösche – Herma Kennels Zeichnungen bestechen stets durch ihren amüsanten und charmanten Stil.

ulkige Frösche

Die Phase der Naiven Malerei

Im Jahr 1977 wechselte Herma Kennel das Medium und widmete sich der Ölmalerei. Über mehrere Jahre hinweg entstanden Werke im Naiven Stil, die sich durch eine große Liebe zum Detail auszeichnen. Die Beliebtheit dieser Motive führte zu zahlreichen Veröffentlichungen auf Grußkarten, Kunstkalendern und Porzellan.

Das internationale Publikum konnte ihre Werke ab 1980 in zahlreichen Einzelausstellungen bewundern – unter anderem in Bukarest, Zagreb, Belgrad, Kopenhagen, Luxemburg, Wien, Frankfurt, Brüssel, Genf und München.

Thematisch widmete sich die Künstlerin oft dem Spiel der vier Jahreszeiten. Hier sehen wir den schlafenden Schmetterlingsjäger an einem heißen Sommertag:

der schlafende Schmetterlingsjäger an einem heißen Sommertag

Ein weiteres stimmungsvolles Werk zeigt Kinder auf dem „Glückskarussell“ an einem Winterabend – ein Motiv, das vom Lionsclub München auch als Weihnachtskarte ausgewählt wurde:

Kinder auf dem Glückskarussell an einem Winterabend

Besondere internationale Anerkennung erfuhr das Bild „Schlittenfahrt“, das 1980 als UNICEF-Grußkarte weltweit verbreitet wurde.

Schlittenfahrt

Rumänische Jahre: Lokalkolorit und Zeitgeschichte

Von 1979 bis 1983 lebte Herma Kennel mit ihrem Mann in Rumänien. Diese Zeit prägte ihr Schaffen und inspirierte sie zu Bildern mit starkem Lokalkolorit und subtiler Ironie.

Ein eindrückliches Beispiel ist das Werk „Restaurantul Zorile“. Das Bild spielt gekonnt mit den Widersprüchen der Zeit: Während im Schaufenster der Slogan „Unsere Einheit bietet täglich ein reiches Sortiment an Mahlzeiten“ prangt, steht ein Bauernpaar ratlos vor der geschlossenen Tür.

Restaurantul Zorile

Ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument ist ihr Gemälde „Ceausescu kommt“. Am 28. April 2014 übergab Herma Kennel dieses Werk als Dauerleihgabe an das Revolutionsmuseum in Temeswar. Bericht der Banater Zeitung lesen

Ceausescu kommt